Finderleitfaden
Finderleitfaden
Tierfund melden – der Finderleitfaden
Wenn Sie ein Tier finden, entscheiden die ersten Minuten über Sicherheit, Versorgung und die korrekte Zuständigkeit. Dieser Leitfaden erklärt Schritt für Schritt, was zu tun ist – im Saarland, im angrenzenden Département Moselle (57) und in Luxemburg.
1) Sicherheit zuerst
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Eigene Sicherheit: Straße sichern (Warnblinker, Warnweste), Abstand halten, Kinder/Hunde fernhalten.
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Tier einschätzen: Atmet es? Blutet es stark? Wirkt es aggressiv/ängstlich?
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Kein Risiko eingehen: Bei Verletzungs- oder Gefährdungslage 112 (Feuerwehr/Polizei) rufen.
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Wildtiere nur anfassen, wenn absolut nötig – Handschuhe/Decke nutzen.
2) Sofort melden – so erreichen Sie Hilfe
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Tiernotruf Saarland (Hauptstandort Völklingen): Melden Sie Funde im gesamten Saarland sowie in Randbereichen Moselle (57) und Luxemburg.
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Notfall / Gefahr im Verzug: 112.
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Straßenverkehr / Wildunfall: Polizei – diese alarmiert den zuständigen Jagdpächter.
Wichtiger Hinweis (Ausland): In Luxemburg und Frankreich (Moselle 57) können wir Einsätze mit Sekunden-Dringlichkeit aufgrund längerer Anfahrten nicht übernehmen. Rufen Sie dort zusätzlich 112 bzw. die nächste Tierklinik an.
3) Diese Informationen brauchen wir
Halten Sie folgende Punkte bereit – ideal als Sprachnachricht oder Stichpunkte:
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Genauer Standort (Ort/Straße, Hausnummer, markanter Punkt; ideal: Standortfreigabe/Koordinaten).
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Tierart & Größe (Hund, Katze, Igel, Greifvogel …).
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Zustand (verletzt, bewegungsunfähig, orientierungslos, Jungtier allein, kollidiert mit Auto).
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Kennzeichen (Halsband, Marke, Tätowierung; Foto der Chipnummer, falls Lesegerät vorhanden).
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Gefahren (fahrende Autos, Gewässer, Hitze/Kälte).
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Ihr Rückrufkontakt.
Fotos/Videos helfen – bitte quer, hell, mit Umfeld.
4) Erste Hilfe & Sicherung (nur wenn gefahrlos)
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Hund: Ruhig ansprechen, nicht beugen. Leine/Schlaufe, Decke als Trage. Maulkorb/Improvisation (Binde) bei Schmerzreaktionen.
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Katze: Handtuch/Decke, in Transportbox mit Luftlöchern; dunkel halten.
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Igel/Kaninchen/Fledermaus: Handschuhe, Karton mit Luftlöchern & Wärmflasche (handwarm).
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Vogel (auch Greifvogel/Eule): Karton dunkel, nicht füttern.
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Reptilien/Exoten: Kein Eigenversuch – melden und Abstand halten.
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Starke Blutung: Saubere Kompresse/Handtuch mit sanftem Druck.
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Unterkühlung/Überhitzung: Langsame Erwärmung/Kühlung; niemals schockartig.
Nie: Milch, Alkohol, Schmerzmittel, Zwangsfütterung, Social-Media-Lives ohne Schutz des Standorts (Störung!).
5) Rechtslage kurz erklärt (Deutschland)
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Fundtier (z. B. zugelaufener Hund/Kater): gilt als Fundsache; Gemeinde/Ordnungsamt ist zuständig und hat i. d. R. Verträge mit Tierheimen/Tierärzten. Selbstbehalt ohne Meldung ist nicht erlaubt.
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Herrenlos ist selten – klärt die Behörde/Tierheim.
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Wildtiere: gehören niemandem; bei verletztem Wild zuständig: Polizei/Jagdpächter bzw. Untere Naturschutzbehörde (Artenschutz).
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Unfall mit Wild: Immer Polizei, Unfallaufnahme (Versicherung). Tiere nicht verfolgen.
6) Spezialfälle
A) Jungtiere
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Rehkitz / Hase: Nicht anfassen! Mutter ist meist in der Nähe. Nur bei akuter Gefahr (z. B. Mäharbeiten) melden.
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Singvögel:
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Nestling (nackt/fluffig, kann nicht hüpfen): wenn möglich zurück ins Nest.
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Ästling (befiedert, hüpft): Belassen, Eltern füttern am Boden weiter; nur bei Gefahr an den Rand setzen.
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Katzenwelpen: Beobachten (mit Abstand) – Mutter kommt oft in Intervallen. Bei Kälte, Krankheit oder Gefahr bitte melden.
B) Kennzeichnung & Suche nach Halter
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Mikrochip: Tierarzt/Tiernotruf/Tierheim auslesen.
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Register: TASSO, Findefix u. a. prüfen (wir übernehmen).
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Social Media: Nur ohne genaue Fundadresse; Gesicht/Nummernschilder Unbeteiligter unkenntlich.
C) Ausland (Moselle 57 / Luxemburg)
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Melden Sie zusätzlich lokale Tierkliniken/Polizei. Wir koordinieren Übergaben/Transporte, sobald realistisch erreichbar.
7) Transport – ja oder nein?
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Ja, wenn ungefährlich möglich und wir/Behörde dazu raten: Tier direkt in die nächstgeeignete Tierklinik/Tierarztpraxis oder vereinbartes Tierheim fahren.
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Nein, wenn: schwere Verletzungen an Wirbelsäule/Becken, große Wildtiere, Greifvögel ohne Schutzausrüstung, Gefahr für Sie. Dann auf Anweisung warten.
8) Nach dem Fund
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Fundanzeige (Deutschland): Kurzmeldung an Ordnungsamt / Fundbüro (übernehmen oft Tierheime/Tiernotruf – wir sagen Ihnen, wer zuständig ist).
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Belege aufbewahren (Treibstoff/Maut/Material), wenn Kostenübernahme zugesagt wurde.
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Kontakt halten: Wir informieren über weitere Schritte/Abholung.
9) Häufige Irrtümer – kurz & klar
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„Ich darf das gefundene Tier behalten“ → Falsch. Meldepflicht!
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„Jeder junge Vogel braucht Hilfe“ → Oft falsch. Ästlinge bitte belassen.
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„Milch hilft Igeln“ → Gefährlich. Nur Wasser, Spezialfutter nach Rücksprache.
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„Bei Wildunfall reicht ein Anruf beim Jäger“ → Polizei anrufen – amtliche Dokumentation!
10) Checkliste zum Abspeichern
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Standort sichern, Übersicht gewinnen.
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112 bei Lebensgefahr/Unfalllage.
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Tiernotruf kontaktieren – Standort, Art, Zustand durchgeben (+ Fotos).
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Erste Hilfe nur, wenn gefahrlos.
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Transport/Übergabe nur nach Absprache.
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Fundanzeige/Behörde/Tierheim: Zuständigkeit klären.