Häufige Notfälle – Was tun bei …?

Notfälle

Häufige Notfälle – Was tun bei …?

Wichtig: Eigene Sicherheit zuerst. In akuten Gefahrensituationen immer 112 anrufen (europaweit).
Bei Einsätzen in Luxemburg oder Frankreich (Moselle 57) zusätzlich lokale Tierklinik kontaktieren – Anfahrtzeiten können länger sein.


1) Verkehrsunfall / Anfahren

Tun

  • Stelle sichern (Warnblinker, Weste), Tier nicht weiterjagen.

  • Ruhig sprechen, Maulkorb/Schlinge improvisieren (Verletzungsschmerz → Abwehrbiss).

  • Große Blutung: sauberes Tuch, sanften Druck.

  • Schonend auf Brett/Decke umlagern, Wirbelsäulenbewegung minimieren.

  • Sofort Tiernotruf/Tierarzt anrufen.

Nicht tun

  • Keine Schmerzmittel, keine eigenständigen „Einrenk“-Versuche.

  • Tier nicht zum Aufstehen zwingen.


2) Starke Blutung / Wunde

Tun

  • Druckverband: sterile Kompresse/sauberes Tuch, fixieren, Durchblutung prüfen.

  • Bei spritzender Blutung (arteriell): konstanter Druck direkt über der Wunde.

  • Fremdkörper drin lassen, nur stabilisieren.

Nicht tun

  • Kein Pulver, keine Salben in frische Wunden.

  • Keine Stauverbände ohne Anleitung.


3) Hitzschlag / Überhitzung

Warnzeichen: Hecheln, Schwäche, rotes/blaues Zahnfleisch, Erbrechen, Kollaps.
Tun

  • Schatten, Luftzug, lauwarmes (!) Wasser über Körper, Pfoten/Bauch befeuchten.

  • Langsam kühlen (keine Eiswürfel!), kleine Schlucke Wasser anbieten.

  • Sofort Tierarzt/Tierklinik avisieren.

Nicht tun

  • Keine kalten Duschen oder Eis – Schockgefahr.

  • Tier nie im Auto lassen.


4) Unterkühlung

Tun

  • Trocknen, warme Decke, Wärmflasche handwarm (in Tuch gewickelt).

  • Ruhig lagern, warmen Raum, nicht reiben.

  • Tierarzt informieren.

Nicht tun

  • Kein heißes Bad, keine Föhnhitze.


5) Vergiftung (Köder, Medikamente, Pflanzen, Frostschutz, Schokolade)

Warnzeichen: Speicheln, Zittern, Erbrechen, Durchfall, Krämpfe, Benommenheit.
Tun

  • Sofort Tierarzt/Tiernotruf anrufen – mit Uhrzeit, Menge, Stoff (Verpackung/Foto).

  • Nichts füttern, kein Erbrechen provozieren ohne Anweisung.

  • Proben sichern (Köder/Erbrochenes) in Beutel.

Nicht tun

  • Keine Milch/Öl/Salz geben.


6) Erstickungsgefahr / Fremdkörper

Warnzeichen: Würgen, Maulkratzen, Atemnot, bläuliche Schleimhäute.
Tun

  • Maul vorsichtig öffnen, sichtbaren Fremdkörper mit Pinzette entnehmen (nur wenn sicher).

  • Kleine Hunde/Katzen: kontrollierte Rückenschläge zwischen Schulterblätter (sanft).

  • Heimlich-Manöver nur mit Anleitung/Erfahrung.

  • Sofort zum Tierarzt.

Nicht tun

  • Tief im Hals „herumstochern“.


7) Krampfanfall

Tun

  • Umgebung sichern (Ecken, Treppen), Licht dimmen, nicht festhalten.

  • Dauer notieren; >3–5 min = Notfall112/Tierklinik.

  • Nach dem Anfall warm, ruhig, Tierarzt kontaktieren.

Nicht tun

  • Keine Gegenstände ins Maul.


8) Aufgeblähter Bauch beim Hund (Verdacht Magendrehung)

Warnzeichen: Unruhe, Würgen ohne Erbrechen, harter, gespannter Bauch, Schmerz.
Tun: Sofort Tierklinik – Eilnotfall. Nicht laufen lassen, schonend transportieren.


9) Atemnot

Warnzeichen: Maulatmung (Katze), heftig pumpende Flanken, blaues Zahnfleisch, Kollaps.
Tun

  • Stressarm, aufrecht lagern, Halsband lösen, kühle Luft.

  • Sofort Tierarzt/Tierklinik; bei Kollaps 112.


10) Augenverletzung / Chemikalie

Tun

  • Kein Reiben, Halskragen/improvisierter Kragen.

  • Bei Chemikalien: mit sauberem, handwarmem Wasser spülen (5–10 min).

  • Rasch zum Tierarzt.


11) Knochenbruch / Lahmheit nach Sturz

Tun

  • Ruhigstellen, weiche Lagerung, keine Manipulation.

  • Offene Frakturen: steril abdecken.

  • Zügig Tierarzt.


12) Bissverletzungen

Tun

  • Blutung stillen (Druck), Wunden nicht schließen/kleben.

  • Antibiotikapflichtige Verletzungen → Tierarzt noch am selben Tag.


13) Verbrennung / Verbrühung

Tun

  • Lauwarm (nicht kalt!) 10–15 min kühlen, nasse Tücher wechseln.

  • Locker steril abdecken, Tierarzt.

Nicht tun

  • Keine Salben, Öl, Mehl, Zahnpasta.


14) Ertrinken / Beinahe-Ertrinken

Tun

  • Kopf seitlich tief lagern, Wasser aus Maul/Nase ablaufen lassen.

  • Warm halten, sofort Tierarzt – Sekundärschäden an der Lunge möglich.


15) Jungtiere (Wild)

  • Rehkitz / Hase: nicht anfassen, Abstand, beobachten; nur bei akuter Gefahr melden.

  • Vogel gegen Scheibe: dunkel & ruhig im Karton 1–2 h, dann Freilass-Test; bei Schiefhaltung zum Fachkundigen.

  • Ästling (befiedert, hüpft): belassen, Eltern füttern weiter; nur von Straßenrand an geschützten Ort setzen.

  • Igel am Tag / mager / unterkühlt: Handschuhe, Karton, Wärme, kein Futter/Milch → Fachstelle kontaktieren.

  • Fledermaus am Boden: Handschuhe, in Karton (Luftlöcher), nicht frei lassen → Fachstelle.


16) Katze im Motorraum / Baum / Dachrinne

Tun

  • Kein Locken mit Futter aus riskanter Höhe.

  • Sicherung des Umfelds, Leiter/Absturzschutz; bei Gefahr: Feuerwehr über 112.

  • Motor stehen lassen (bei Motorraum), ruhige Sicherung mit Decke/Box.


17) Zecken / Insektenstich

Zecken: mit feiner Zeckenkarte/-zange hautnah gerade herausziehen, Stelle desinfizieren.
Stiche: kühlen; bei Gesichts-/Hals-Schwellung oder Atemnot sofort Tierarzt/112.


18) Unterzuckerung (v. a. Welpen/Katzenbabys)

Warnzeichen: Schwäche, Zittern, Krampf, Untertemperatur.
Tun: Wärme, winzige Menge zuckerhaltige Lösung an Zahnfleisch (nur bei wachem Schlucken), sofort Tierarzt.


Notfall-ABC (Kurzüberblick)

  1. Sichern – Schützen – Melden: Eigene Sicherheit, Tier sichern, 112/Tierarzt/Tiernotruf.

  2. Lage checken: Atmung, Blutung, Bewusstsein.

  3. Erste Hilfe: Blutung drücken, Wärme/Kühlen passend, stressarm lagern.

  4. Transport: Schonend, vorher Abklärung wohin (Tierklinik/Tierarzt).

  5. Dokumente/Infos: Uhrzeit, Foto/Video, Fundort, ggf. Gift/Verpackung mitnehmen.


Hausapotheke für Finder*innen (Basis)

  • Einmalhandschuhe, sterile Kompressen, elastische Binde, Pflastertape

  • Rettungsdecke, Schere, Pinzette/Zeckenkarte

  • Kochsalzlösung (0,9%) für Spülungen, Desinfektion (tiergeeignet)

  • Maulschlinge/Verband, Taschenlampe, Handtücher/Decke, Karton mit Luftlöchern

Hinweis Rechtliches (DE): Fundtiere bitte melden (Ordnungsamt/Tierheim/Tiernotruf). Wildtiere: Polizei/Jagdpacht/Naturschutz.


Unsicher? Lieber einmal zu viel anrufen. Wir unterstützen bei Einschätzung, Sicherung und Koordination – tiergerecht, rechtssicher und so schnell wie möglich.