🦌 Was tun, wenn ich hilfloses oder verletztes Rehwild finde?

Ein umfassender Leitfaden – Verhalten, Rechtliche Grundlagen & richtige Sofortmaßnahmen

Rehe gehören zu den am häufigsten gesehenen Wildtieren in Deutschland – und gleichzeitig zu den Wildtieren, bei denen Menschen besonders oft unsicher sind, ob und wie sie helfen dürfen.
Ob ein Rehkitz im Gras, ein verunfalltes Reh am Straßenrand oder ein geschwächtes Tier: Es gibt klare Regeln, denn Rehwild unterliegt streng dem Jagdrecht und darf nicht einfach mitgenommen oder behandelt werden.

Dieser Beitrag erklärt alles, was du wissen musst.

✔️ 1. Grundsatz: Rehwild ist jagbares Wild

Rehe gehören zum Schalenwild und damit zum jagdbaren Wild, das im deutschen Bundesjagdgesetz (BJagdG) und in den Landesjagdgesetzen geregelt ist.

Bedeutet konkret:

  • Rehwild gehört nicht Privatpersonen.

  • Rehwild darf nicht eingefangen, nicht hochgehoben, nicht transportiert und nicht privat versorgt werden.

  • Zuständig ist immer der örtliche Jagdpächter oder die Untere Jagdbehörde.

Wer ein Reh eigenmächtig mitnimmt, „rettet“ oder aufzieht, begeht rechtlich:

Wilderei (§ 292 StGB)

– schon durch das bloße Aneignen oder Wegnehmen.

Das gilt auch, wenn es „gut gemeint“ ist.

🟢 2. Hilfloses Rehwild – vor allem Kitze

🦌 Rehkitz allein auf einer Wiese – kein Grund zur Panik!

Viele Menschen denken, ein einzelnes Kitz sei verlassen.
In 95 % der Fälle ist das normal und gewollt.

Warum?

  • Die Ricke (Mutter) legt ihr Kitz ab, um es vor Feinden zu schützen.

  • Sie kommt nur alle paar Stunden zum Säugen.

  • Die Kitze haben keinen Eigengeruch – menschlicher Kontakt zerstört diesen Schutz.

❗ Wichtig:

Ein Rehkitz darf NIEMALS angefasst werden!
→ Der Menschengeruch führt oft dazu, dass die Mutter es nicht mehr annimmt.

Was tun?

✔️ Abstand von mindestens 50 m halten
✔️ Hunde anleinen und fernhalten
✔️ Kitz nicht berühren
✔️ Standort merken und später prüfen
✔️ Wenn Unsicherheit besteht → Jagdpächter informieren

🔴 3. Wann braucht ein Reh tatsächlich Hilfe?

Rehwild braucht Hilfe, wenn:

❌ Das Tier sichtbar verletzt ist:

  • offene Wunden

  • Brüche

  • schleifende Läufe

  • starke Blutungen

❌ Das Tier orientierungslos oder apathisch wirkt:

  • schwankt

  • liegt seit Stunden an derselben Stelle

  • reagiert kaum

❌ Nach einem Unfall (Wildunfall)

In diesen Fällen muss sofort gehandelt werden – aber immer über die zuständigen Stellen.

🚗 4. Rehwild nach einem Verkehrsunfall

Ein Wildunfall mit Rehwild ist meldepflichtig.

✔️ Deine Pflichten nach § 2 Abs. 1 StVO und § 34 StVO:

  • Unfallstelle sichern

  • Warnblinker einschalten

  • Warndreieck aufstellen

  • Polizei kontaktieren

  • Wildunfall melden

❗ Wichtig:

Das Reh niemals verfolgen, festhalten oder mitnehmen.

Die Polizei informiert den zuständigen Jagdpächter, der das Tier auffindet, versorgt oder erlösen darf.

Warum?

  • Nur Jäger haben das Recht, über das Leben und Leiden von jagdbaren Wildtieren zu entscheiden.

  • Eingreifen durch Privatpersonen ist strafbar.

⚖️ 5. Rechtliche Situation (kurz und klar erklärt)

🟢 Jagdrecht

Rehwild ist jagdbares Wild.
Zuständig = Jagdpächter, Förster, Jagdbehörde.

🔴 Anfassen/mitnehmen = Wilderei (§ 292 StGB)

Auch wenn gut gemeint!

🔴 Privathilfe bei verletzten Wildtieren = verboten, außer:

Die Maßnahme dient dem Tierschutzgesetz § 1 (Vermeidung unnötiger Leiden)
→ in diesem Fall darfst du melden, aber nicht handeln.

🟢 Du darfst:

  • Polize i informieren

  • Jagdpächter informieren

  • Tiernotruf anrufen

  • Unfallstelle sichern

🔴 Du darfst NICHT:

  • Reh hochheben

  • Rehkitz anfassen

  • Reh transportieren

  • Reh füttern

  • Reh pflegen

  • Reh selbst erlösen („Gnadenschuss“) → Straftat!

6. Was tun, wenn ich ein verletztes Reh finde?

📌 Checkliste:

✔️ Sicherheit zuerst

  • Abstand halten

  • Hunde fernhalten

  • Straße sichern

✔️ Zuständige Stellen informieren

  • Polizei

  • Jagdpächter

  • Tiernotruf (zur Koordination)

✔️ Beobachten, aber nicht eingreifen

  • Standort durchgeben

  • Symptome beschreiben

  • Foto aus sicherer Entfernung

❤️ 7. Warum du nicht selbst helfen solltest

Auch wenn es schwer fällt:

  • Rehe sind Fluchttiere → Panik kann tödlich enden

  • Kitze sterben durch Menschengeruch

  • Verletzte Rehe können gefährlich ausschlagen

  • Wildtiere brauchen fachgerechte Versorgung

  • Rechtliche Konsequenzen sind hoch (Wilderei, Sachbeschädigung)

Professionelle Hilfe ist der einzige richtige Weg.

🌳 8. Fazit

Rehwild zu finden – verletzt, scheinbar hilflos oder nach einem Unfall – ist eine belastende Situation.
Aber es gibt klare Regeln:

1. Nicht anfassen
2. Nicht mitnehmen
3. Nicht „retten“
4. Zuständige Stellen informieren

Damit schützt du:

  • das Tier

  • dich selbst

  • andere Verkehrsteilnehmer

  • und vermeidest strafbare Handlungen

Du hilfst am meisten, indem du richtig handelst und professionelles Personal informierst.