Es war ein heißer Julinachmittag, als der Tiernotruf Saarland e.V. erneut alarmiert wurde – diesmal aus Saarlouis, genauer gesagt aus der St. Elisabeth Klinik. Eine aufmerksame Mitarbeiterin der Röntgenabteilung hatte merkwürdige Geräusche gehört: wiederholte Schläge gegen eine Fensterscheibe, hektisches Flattern, ein leiser Aufprall.
Als sie aus dem Fenster blickte, sah sie ihn:
Einen Turmfalken (Falco tinnunculus) – offensichtlich desorientiert, gestresst, eingesperrt. Er hatte sich in den Lichthof der Klinik verirrt, ein betonierter Innenhof, aus dem er keinen Ausweg fand. Immer wieder versuchte er, gegen das Licht zu fliegen – und prallte ab. Die Panik war ihm ins Gefieder geschrieben.
Die Mitarbeiterin zögerte nicht. Sie suchte online nach Hilfe, stieß auf den Tiernotruf Saarland und übermittelte per WhatsApp ein erstes Foto. Die Lage war klar: Ein Wildvogel in Not – und es galt, schnell zu handeln.

Angekommen in der Klinik stellte sich die Situation vor Ort als nicht ungefährlich dar. Der Lichthof war nur über Fenster im ersten Stock betretbar, kein ebenerdiger Zugang, keine Tür. Gemeinsam mit der Klinik wurde eine Lösung erarbeitet: Ein Stuhl als Ein- und ein weiterer als Austrittshilfe, innen und außen. Durch dieses provisorische, aber sichere Arrangement konnte der Hof betreten werden. Der Falke, erschöpft, aber noch flugfähig, ließ sich nach mehreren behutsamen Annäherungen mit einem Tuch sichern, ohne weiteren Stress oder Verletzung. Hier zahlte sich unsere langjährige Erfahrung in der Wildtierrettung aus.

Der Turmfalke wurde unmittelbar nach der Bergung an eine sachkundige Pflegestelle übergeben. Dort angekommen, zeigte sich:
-Er war nicht verletzt,
– sein Ernährungszustand war gut,
und nach wenigen Minuten begann er zu fressen – ein sicheres Zeichen dafür, dass die psychische Belastung sich bereits legte.
Voraussichtlich wird er nach kurzer Erholung wieder ausgewildert werden können, sofern keine inneren Verletzungen auftreten.

Ein Moment zwischen Himmel und Beton.
Ein Tier, das ohne eigenes Verschulden in eine lebensbedrohliche Lage geriet. Eine Frau, die hinsah – und handelte. Ein Team, das kam – und rettete. Ein Falke, der leben darf.

Sollten Sie ein Wildtier in einer ähnlichen Lage entdecken – verletzte oder festgesetzte Greifvögel, Eulen, Tauben oder Singvögel – nehmen Sie Abstand von eigenständigen Fang- oder Befreiungsversuchen! Kontaktieren Sie den Tiernotruf Saarland e.V. oder eine andere sachkundige Stelle. Falsche Hilfe kann mehr Schaden als Nutzen anrichten.



Für die Tiere. Für die Verantwortung. Für das Leben in unseren Städten. Tiernotruf Saarland e.V. – weil Wegschauen keine Option ist.
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